"Ich arbeite hauptsächlich für Unternehmen, die bereits seit einigen Jahren Kartoffeln anbauen und mit kleineren 'Problemen' konfrontiert werden. Ich werde dann als eine Art 'troubleshooter' angerufen, um zu helfen", erklärt Meindert. Er sieht eine große Varietät an Unternehmen. "Das Land ist gigantisch groß. Es gibt Unternehmen, bei denen es tiptop läuft, aber meistens sind die Betriebe so groß - 30.000 Hektar ist keine Ausnahme - dass es unmöglich ist, allen Aspekten Aufmerksamkeit zu schenken. Sicher für den Kartoffelanbau, bin ich davon überzeugt, dass man auf die falschen Unternehmen setzt. Es gibt Betriebe, die 60 Tonnen Kartoffeln von einem Hektar holen, aber derzeit kommt der Großteil auf 30 - 35 Tonnen. Es müsste viel mehr Stimulanz für mittelgroße Unternehmen mit 1.000 bis 4.000 Hektaren geboten werden. Das ist groß genug, um die gesamte Unternehmensführung optimal auszuführen. Es gibt Unterstützungs-programme, aber oftmals sind es doch die kleineren Betriebe, die darauf zurückgreifen. Man sieht, dass die Russen beim Anbau von weniger komplizierten Produkten, wie zum Beispiel Getreide, recht erfolgreich sind. Aber Obst und Gemüse und großer Umfang liegen nicht so gut im Verhältnis zueinander."
"Der Besitzer oder Finanzierer des Anbauunternehmens hat oftmals keinen landwirtschaftlichen Hintergrund. In Holland baut man ein Unternehmen auf, auf der Basis von Kenntnis und Erfahrung, aber in Russland geht das oft schneller. Man kann dann 6 Mio Euro auf den Tisch legen, um Kartoffeln anzubauen und dann ist die Hardware da, aber es fehlt dann an Gefühl und Erfahrung, um gut produzieren zu können. Dann hat man in Russland doch mehr den asiatischen Hintergrund, dass der Mann an der Spitze die Entscheidungen trifft und dass der Rest des Unternehmens sich daran hält und keine eigenen Initiativen nimmt. Russen achten auf absolute Beträge, die investiert werden und nicht, was sie auf den Hektar pflanzen. Es wird zum Beispiel ein Budget für Phytophthorabekämpfung festgestellt, aber man beugt den Wetterumständen nicht vor", berichtet Meindert. "Ein anderes Problem ist die Pflanzgutverfügbarkeit. Hierbei liegt der Virusdruck hoch. Allerdings ist das Pflanzgut bei großen Unternehmen oftmals eine Nebensache. Darum sollte mehr in Hände der kleineren Unternehmen kommen, die sich näher an der Auswahl und Bewässerung befinden. Die hundertjährige Erfahrung in Holland mit Pflanzgut, gibt es dort nicht."
"Der Anbau in Russland ist sicher professionalisiert und die Anschaffung von modernen Maschinen läuft fantastisch. Es werden auch up-to-date Lagerplätze gebaut, aber es gibt auch schlechtere Beispiele, vor allem da man oberflächliche Ventilation nutzt. Dann werden die Zellen zu breit gebaut und Kegel benutzt, wodurch die Luftverteilung nicht optimal ist. Dinge wie Bauplanrotation und Fruchbarkeit des Bodens sind Nebensache. Sicher bei Betrieben, die dichter an den Lagerstätten liegen, baut man schneller Kartoffeln an. Erst will man Geld verdienen und dann ist man bereit, um sich deine Geschichte anzuhören. Auf Qualitätsaspekte wie totsprühen und Rißlinien wird nicht immer gut geachtet. Dann gibt es Schimmel im Schuppen und rufen sie mich an", so der Anbauberater.
"Viele Erzeuger liefern an Großhandelsmärkte, aber auch Armenier kaufen ganze Frachten, die sie dann widerum auf lokalen Märkten verkaufen. Auch gibt es sehr viele Unternehmen, die auf Waschen und Verpacken von Kartoffeln setzen. Der russische Einzelhandel kennt die Qualität der Kartoffeln aus Israel und vorher Europa und hat dadurch einen hohen Qualitätsanspruch", erzählt Meindert. Das Maß der Selbstversorgung in Russland läuft ihm zufolge zu schnell. "Nur bei Produkten, die klimatologisch weniger gut geeignet sind, so wie Gewächshausanbau, ist Import notwendig, aber bei Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren ist das in vielen Fällen nicht so. Vor allem in Dörfern haben Menschen viel eigenen Boden. Das sind keine Kleingärten, so wie wir sie kennen, sondern oftmals ein halber oder ganzer Hektar. Der Anbau ist letztes Jahr stark gestiegen und dadurch waren die Preise auch so unglaublich schlecht."
"Der russische Zwiebelanbau hat sich vor allem im Süden Russlands stark entwickelt. Man arbeitet dort viel mit Tropfenbewässerung. Das Klima ist gut geeignet mit einer niedrigen Luftfeuchtigkeit, aber der Krankheitsdruck liegt hoch. Problem ist, dass man sich oft richtig spezialisieren will in den Anbau von Zwiebeln zum Beispiel, aber dass die Zuchtfrequenz dann auch enorm ist. Man züchtet 1 auf 2 oder 1 auf 3 Zwiebeln, wodurch öfter gegen falschen Mehltau gesprüht werden muss als in Holland", so Meindert. Er befürchtet dann auch nicht, dass seine Arbeit überflüssig wird. Der bekannte Vorwurf, dass er einem Affen klettern lernt, schiebt er zur Seite. "Kenntnis kann man in der ganzen Welt kaufen. Wenn ich nicht dorthin fahre, dann fährt ein Franzose oder Deutscher an meiner Stelle."
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