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"Glyphosat: "Deutschland darf nicht mit Ja stimmen"

Das Europaparlament hat sich für eine Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat für weitere sieben Jahre ausgesprochen. Dieser Kompromiss ist rechtlich jedoch nicht bindend, da letztlich EU-Kommission und Mitgliedstaaten aufgrund der Empfehlungen von Behörden entscheiden, unter anderem des deutschen Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR).

Diese Entscheidung wurde Anfang März vertagt, da es keine Mehrheit gab. Noch enthält sich Deutschland in dieser Frage, weil Landwirtschafts- und Umweltministerium unterschiedlicher Meinung sind. Die vertagte Entscheidung machte vielen gegen Pestizide engagierten Menschen wieder Mut. Unser Autor Leo Frühschütz sprach mit Heike Moldenhauer, der Gentechnik-Expertin des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), über die Chancen, die erneute Glyphosatzulassung doch noch zu verhindern.

Frau Moldenhauer, hatten Sie mit dieser Vertagung gerechnet?
Nein, die Vertagung hat mich verblüfft – und erfreut. Denn sie zeigt was möglich ist, wenn sich die Zivilgesellschaft einmischt und politischen Druck aufbaut. Nun hat vor Ostern noch der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments mit überwältigender Mehrheit die Kommission aufgefordert, die Zulassung nicht zu verlängern. Ich hoffe, dass das Plenum des Parlaments den Beschluss des Umweltausschusses ebenfalls klar unterstützt.

Was wird noch passieren in den nächsten Wochen?
Die Mitgliedsstaaten hatten bis 18. März Gelegenheit, ihre Position zum Zulassungsvorschlag der Kommission zu formulieren. Nun wird die Kommission diese Anmerkungen sichten und einen neuen Vorschlag vorlegen, von dem sie annimmt, dass er eine qualifizierte Mehrheit bekommt. Der wahrscheinlichste Termin dafür ist die nächste Sitzung des Ausschusses am 18. und 19. Mai.

Werden dann die Glyphosat-kritischen Länder umschwenken?
Das ist Spekulation. Ich vermute eher nicht, da Frankreich und Italien die Sorgen um die krebserregende Wirkung von Glyphosat teilen und die Niederlande durch einen Parlamentsbeschluss gebunden sind. Entscheidend wird deshalb sein, dass Deutschland bei seiner Enthaltung bleibt. Die Bundesregierung darf nicht mit „Ja“ stimmen.

Von wem hängt das ab?
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und das Umweltbundesamt haben deutlich gemacht, dass der Einsatz von Glyphosat auf 40 Prozent der deutschen Äcker dramatische Folgen für die Artenvielfalt hat. Durch das Totspritzen des Unkrauts werden ganze Nahrungsketten unterbrochen, so dass auch Insekten und Vögel immer weniger werden. Die Ministerin muss standhaft bleiben und darf sich nicht mit ein paar netten Kompromissformulierungen zufrieden geben. Gegen das Artensterben auf dem Acker hilft nur ein Verzicht auf Glyphosat.

Was können die Menschen tun, die Glyphosat loswerden wollen?
Der BUND startet eine Kampagne, um die Zulassung noch zu verhindern. Auch andere Organisationen mobilisieren noch einmal. Wir wollen der Umweltministerin den Rücken stärken und dem Bundeslandwirtschaftsminister klarmachen, dass er mit seiner Glyphosat-freundlichen Haltung den Willen der Verbraucher missachtet. Machen Sie mit! Unterschreiben Sie und protestieren Sie, wo immer es geht.

Falls die EU-Staaten doch für eine Zulassung mit Auflagen stimmen, wäre damit etwas gewonnen?
Das hängt von den Auflage ab. Es reicht nicht aus, die Anwendung im privaten oder kommunalen Bereich zu untersagen. 98 Prozent des Wirkstoffes werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Da muss der Einsatz deutlich reduziert werden. Das Julius-Kühn-Institut des Bundes hat die Folgen eines Glyphosatverzichts in Deutschland untersucht. Dabei kam heraus, dass zwei Drittel des Glyphosats nach der Ernte auf Stoppelfelder gespritzt werden. Diese Anwendungen lassen sich laut dieser Studie durch ackerbauliche Methoden wie Pflügen und Grubbern kostenneutral ersetzen.

Wie würde es nach einer Zulassung auf EU-Ebene weitergehen?
Die EU erlaubt ja nur generell den Einsatz des Wirkstoffes. Die einzelnen gebrauchsfertigen Pestizide müssen dann die nationalen Behörden zulassen, samt Anwendungsbestimmungen. Da werden wir uns natürlich einmischen. Meine Hoffnung ist es, dass die Debatte um den industriellen Ackerbau und seine Folgen weitergeht und bald ebenso breiten Raum einnimmt wie die Diskussion über Massentierhaltung.

Quelle: bio-markt.info, Leo Frühschütz
Erscheinungsdatum: