
Michael Rieke von der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V. erklärt: "Es existiert und gilt bis heute ein Ratsbeschluss aus dem Jahre 2007, nach welchem der Kölner Großmarkt bis 2020 nach Köln Marsdorf umsiedeln soll." Doch steckt die Planung bislang weiterhin in ihren Kinderschuhen. "Leider sind die städtischen Planungen bisher nicht abgeschlossen. Wir weisen die Verantwortlichen permanent auf diese Missstände hin, sensibilisieren und kontaktieren die politischen kommunalen Fraktionen, die IHK Köln, sowie die beteiligte Öffentlichkeit - doch passiert ist bislang wenig. Den 180 ansässigen Großmarktfirmen mit ihren circa 2.000 Beschäftigten fehlt dadurch eine konkrete Planungssicherheit und die Zeit rennt uns davon."
Volle Auslastung am Kölner Großmarkt
1940 gegründet, zählt der Kölner Großmarkt damals wie heute mit zu den wichtigsten Versorgungsmärkten in Nordrhein-Westfalen. Rund 1,2 Mio. Tonnen Waren werden dort jährlich umgeschlagen. "Das jetzige Gelände ist, nach den uns vorliegenden Informationen, voll vermietet", berichtet Michael Rieke, "Unser Spektrum vergrößert sich jährlich, das heißt neben den traditionellen O&G-Firmen, nutzen immer intensiver C&C-, Getränke-, Fisch- Tiefkühl-, Verpackungs- und Fleischgroßhändler den jetzigen Standort. Ein Grund dafür ist unsere Lage, welche ideal für deren Strecken-, wie auch das vor Ort Geschäft ist."
Wichtiger Großmarkt für Nordrhein-Westfalen
"Der Großmarkt ist „der vorgeschaltete Versorgungsmarkt“ für viele Großmärkte und Grossisten in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens", so Rieke weiter, "Außerdem hat der Handel vor Ort eine große Bedeutung für die Vermarktung unserer regionalen Produkte, insbesondere bei Spargel oder Erdbeeren. Hochgerechnet besteht somit eine Versorgung für circa vier bis sechs Millionen Verbraucher."

Das Großmarktgelände am Bonntor Quelle: panoramio.com
Doch stehen die Kölner Großhändler jetzt vor einer ungewissen Zukunft. "Bislang macht sich nur Unmut unter den Händlern breit, weil weder die Kölner Politik, noch die zuständige Verwaltung bezüglich des Großmarktes Hand in Hand arbeiten. Es gibt immer noch keine weiterführende Planungssicherheit, obwohl diese mehrfach, seitens der IG eingefordert wurde."
Standort Marsdorf ist gesetzt
Andere Standorte, auch außerhalb des Kölner Stadtgebietes, wurden während der vergangenen OB-Wahl 2015 zwar genannt, doch sind diese Standorte bislang vollkommen ungeprüft. Somit kommt Marsdorf weiterhin als einziger Standort infrage. "Der voraussichtlich neue Standort in Marsdorf gilt für die Unternehmer und Händler als gesetzt", so der Sprecher der IG Kölner Großmarkt, "Natürlich ist der jetzige Standort am Bonntor sehr zentral gelegen - im Herzen von Köln. Der Umzug nach Marsdorf bedeutet für unsere Kunden und Händler künftig am neuen Standort weitere Wege, die zurückgelegt werden müssten. Auch wäre im Hinblick auf die verkehrliche Situation ein eigener Autobahnanschluss vergleichbar mit dem am Eifeltor sicherlich angebracht. Es gibt noch viele weitere Details, die bereits in einem Workshop gemeinsam mit der IHK Köln erarbeitet wurden. So wird deutlich, dass es an den dringend notwendigen Planungen für den neuen Standort bisher mangelt. So stellt eine zentrale Markthalle mit einer wirtschaftlich vertretbaren Miete ein Kernelement des neuen Standorts dar, dem sich bisher nur unzureichend gewidmet wurde. Im Bezug auf die Ansiedlung der Unternehmen, wie Logistikdienstleister, die größere Lagerhäuser benötigen soll auf dem Gelände nach dem „Radeberger Modell“ - Erbbaurecht, Grundstücke zur Verfügung gestellt werden, die nach einem unter anderem den Lärmschutz beachtenden Bebauungsplan entwickelt werden."
Forderungen der IG Kölner Großmarkt
Die Uhr für die Umsiedlung in Köln tickt. Das spüren auch die Großhändler. Sie sitzen auf gepackten Koffern. "Die Großhändler wissen nicht, was sie tun sollen. Manche müssten am alten Standort in neue Kühlanlagen oder den Brandschutz investieren. Doch macht dies für diesen kurzen Zeitraum wenig Sinn", erklärt Michael Rieke und fordert, "Wir, die IG Kölner Großmarkt e.V., müssen in Zukunft intensiver in den Planungsprozess einbezogen werden. Bislang ist das leider nur sehr zögerlich oder überhaupt nicht erfolgt. Zudem fordern wir eine Erneuerung des Planungszeitraums. Der jetzige Standort schließt - laut Ratsbeschluss 2007 - am 01. Januar 2020. Mit Blick auf die Uhr ist die Umsiedlung so nicht zu bewerkstelligen. Die Großhändler können ohne einen neuen Standort nicht planen - das muss auch der Rat der Stadt Köln erkennen. Wir benötigen mehr Zeit und fordern eine Verlängerung der Standortnutzung am Bonntor bis 2025."
Eine komplette Schließung ist trotz der Probleme rein hypothetisch "Es gäbe massive Einschränkungen in der Versorgung für den ambulanten Handel, den Wochenmärkten, die Gastronomie, die Krankenhäuser, die ungebundenen Lebensmitteleinzelhändler", schildert Rieke das Szenario, "Zudem gäbe es keine Zukaufsoptionen mehr für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel inklusive der Discounter. Die Konkurrenzmärkte in den Niederlanden würden gestärkt werden und die Versorgung mit regionalen Produkten würde deutlich reduziert werden." Ein Grund mehr, dass die Stadt Köln eine Lösung für den Kölner Großmarkt und seine Händler findet.
Michael Rieke
Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V.
c/o Fermin Montaner GmbH & Co. OHG
Marktstraße 10, 51968 Köln
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