Bis Oktober im Angebot
Seit kurzem deutet das gut sichtbare bunte Schild am Eingang des Hofladens in Fischbach-Göslikon darauf hin, dass dort wieder Wassermelonen frisch ab Feld aufliegen. Im Dorf spreche sich das jeweils sehr schnell herum, sagt Weber. "Viele können es kaum erwarten, bis sie unsere frischen Wassermelonen kaufen können." Und tatsächlich schwärmen offenbar auch Südländer vom ausserordentlichen, süssen Geschmack.
Weber konzentriert sich mittlerweile mehr auf kleinere Abnehmer in der Region, darunter Volg-Filialen, Restaurants und andere Hofläden. "Wir Bauern müssen das Heft wieder mehr in die eigenen Hände nehmen", findet er. Der Hofladen werde immer wichtiger für den Familienbetrieb. Dort verkauft der Landwirt auch andere eigene Produkte vom 15 Hektaren grossen Betrieb wie Zuckermais, Kartoffeln, Zwetschgen, Äpfel, Kürbis oder im Frühling Spargeln. Die Wassermelonen-Saison in Fischbach-Göslikon beginnt im Juli und dauert je nach Wetter bis in den Oktober. Und darin liegt einer der Nachteile der Schweizer Wassermelonen: "Eigentlich kommen wir zu spät auf den Markt", sagt Weber. Denn der Handel verkauft die sonst übliche Importware zu diesem Zeitpunkt bereits seit ein paar Monaten. Es besteht deshalb die Gefahr, dass die Leute schon genug haben von Wassermelonen. Zudem sind die ausländischen Melonen im Verhältnis deutlich günstiger als "Swiss Melody", die unter Schweizer Bedingungen hergestellt werden müssen. Allerdings dürfte die aktuelle Hitze die Verkäufe eher positiv beeinflussen, denn die Wassermelone gilt im Verkauf als typisches Warmwetterprodukt.
Das 500 Aren grosse Feld mit den Melonen ist als solches auf den ersten Blick kaum zu erkennen, weil es von dichtem Kraut der Melonenranken bedeckt ist. "Es ist wichtig, dass die Frucht reif geerntet wird", sagt Weber. Der geübte Blick erkennt den Reifegrad am verdorrten Stiel. Vorsichtig greift Weber aus dem Dickicht einen der zwischen 1200 und 2000 Gramm schweren Melonenköpfe und klopft ihn ab. "Ich höre sofort, ob die Melone genug reif ist oder ob sie während dem Wachstum einen Riss erlitten hat und unverkäuflich ist", sagt er.
Drei Mal pro Woche gehen er oder seine Frau Judith sowie ein Mitarbeiter durch das Feld, um die reifen Exemplare von Hand zu ernten. Zwei verkäufliche Köpfe pro Quadratmeter seien eine optimale Ausbeute, sagt Weber. Um diese Menge zu erreichen, setzt er zwei zugekaufte Hummelvölker ein, die für eine bessere Befruchtung und mehr Früchte sorgen. Da Melonen in der Regel zweihäusig sind, braucht es zudem weibliche und männliche Pflanzen. Sein Cousin hatte sich einmal erlaubt, eine der Melonen vom Feld mit nach Hause zu nehmen. Er sei dann irritiert zu ihm gekommen und habe ihm gesagt, dass die Melonen ohne Geschmack seien und das Fruchtfleisch untypisch hell gefärbt gewesen sei. Weber lacht: "Er hatte eine Befruchterpflanze erwischt."
Launen der Abnehmer bestimmen Absatz
Der Arbeitsaufwand für die Kultur sei beträchtlich, sagt Weber. Zur Unterdrückung des Unkrauts verwendet er eine schwarze biologisch abbaubare Folie, in die er die Setzlinge direkt einpflanzt. Sie wird nach der Ernte in den Boden eingearbeitet und baut sich dort vollständig ab. Während der Saison wird Unkraut, das sich trotzdem zwischen Pflanze und Folie breitmacht, von Hand entfernt. Ein Problem seien Krankheiten und Schädlinge wie Milben, deren Bekämpfung schwieriger werde, weil immer weniger Pflanzenschutzmittel bewilligt werden.
Weber überlegt sich jedes Jahr von neuem, ob er die Anstrengungen noch einmal auf sich nehmen soll. Besonders herausfordernd sind für ihn die schwankenden Abnahmemengen, die von der Marktsituation, vom Wetter und von den Launen der Abnehmer abhängen. Vor drei Jahren habe es in Europa einen Engpass gegeben, worauf er die gesamte Menge der Wassermelonen problemlos verkaufen konnte. Im letzten Jahr hingegen musste er mehr als 1000 Stück auf dem Feld liegenlassen, weil es zu wenig Abnehmer gab. "Das tut dann schon weh", sagt er. Und eigentlich versteht er nicht, weshalb es nicht möglich sein sollte, selbst diese im Verhältnis kleinen Mengen an einheimischen Wassermelonen zu verkaufen, wo doch alles von Regional und Frische rede. Nach reichlich bezahltem Lehrgeld kennt er mittlerweile die Kultur aber schon fast zu gut, um sie einfach so fallen zu lassen: "Ich und meine Frau sind mittlerweile absolute Fans von ihr."
Fast ausschliesslich Import-Wassermelonen
Die Wassermelone stammt ursprünglich aus Afrika und gilt als Gemüse. Die gezüchteten grossen Sorten wiegen zwischen 4 und 25 Kilogramm. Die Frucht besteht neben der Schale aus 96 Prozent Wasser, den Rest teilen sich Fasern, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Vitamin A und C und Antioxidantien wie das Lycopin.