Melden Sie sich für unseren täglichen Newsletter an um immer auf dem neusten Stand zu bleiben!

Anmelden Ich bin bereits angemeldet

Sie haben eine Software (Adblocker) installiert, der unsere Werbung blockiert.

Da wir die Nachrichten kostenlos zur Verfügung stellen, sind wir auf die Einnahmen aus unseren Werbebannern angewiesen. Bitte deaktivieren Sie daher Ihren Adblocker und laden Sie die Seite neu, um diese Seite weiter zu nutzen.

Klicken Sie hier für eine Anleitung zum Deaktivieren Ihres Adblockers.

Sign up for our daily Newsletter and stay up to date with all the latest news!

Abonnieren I am already a subscriber
Wechselkursanpassung führt zu weniger Konsumtourismus

''Schweizer Branche in einer Phase struktureller Veränderungen''

Grenzkontrollen gibt es nicht mehr, und auch auf anderen behördlichen Ebenen ist die Schweiz in die EU integriert. Obwohl diese Zusammenarbeit für die Schweizer ein Preisetikett trägt, gibt es keinen Drang zu weiterer Integration. Anfang dieses Jahres sagte der Schweizer Finanzminister, dass eine EU-Mitgliedschaft für die Wirtschaft des Alpenstaates schädlich wäre. Auf unterschiedliche Weise schützt die Regierung die einheimischen Unternehmen. Ein Beispiel hierfür sind die Importbeschränkungen für Obst und Gemüse.

Konsumtourismus weniger attraktiv
„Der Frischemarkt in der Schweiz wird von der Regierung geschützt. Daher sind die Preise für Obst & Gemüse, Milch und Fleisch ziemlich hoch. Die Verbraucher fahren wegen dieser Produkte dann auch ins Ausland,“ sagt Andreas Allenspach, Category Manager von Coop. „Besonders attraktiv wird es für Verbraucher, da sie sich die Mehrwertsteuer im Einkaufsland rückerstatten lassen können, aber in der Schweiz keine Mehrwertsteuer zahlen müssen,“ sagt Marc Wermelinger von der Branchenorganisation Swisscofel. Dieser steuerliche Unterschied kann schnell mal 12 und 25 Prozent einbringen. Es wundert daher nicht, dass dieses Problem vor allem in den Grenzregionen besteht. „Als Folge haben die Supermärkte in Grenznähe bis zu 10 Prozent oder mehr Umsatzverlust,“ setzt Marc hinzu.

Vor drei Jahren gab die Schweizer Zentralbank plötzlich den festen Wechselkurs zwischen dem Schweizer Franken und dem Euro frei. Die Finanzmärkte waren schockiert: der Wert der Währung rauschte kurzzeitig in den Keller, erholte sich dann aber wieder. Das war das Ende eines jahrelangen Programms der Schweizer Zentralbank, mit dem sie den Wechselkurs zum Euro stabil hielt. „Als die Regierung den festen Wechselkurs aufgab, konnte man sehen, dass mehr Schweizer bereit waren, über weite Strecken zu fahren, um im Ausland Einkäufe zu tätigen,“ sagt Andreas.

Import setzt Preise unter Druck
Da die Differenz zwischen Schweizer Franken und Euro um 30 Prozent gefallen ist, ist der ‘Konsumtourismus’ weniger attraktiv geworden. „Aber immer noch importieren die Verbraucher viele Produkte.“ Seit der Freigabe des Wechselkurses schwankt dieser zwischen 1,05 Franken und 1,20 Franken für einen Euro. Damit ist der Kurs der Währung stabil hoch und der Konsumtourismus bleibt auf einem vergleichbaren Niveau. Andreas geht davon aus, dass der Euro noch stärker werden müsste, um das zu verändern.

Aber nicht nur die Verbraucher in den Grenzregionen profitieren vom günstigen Wechselkurs. Auch für Obst- und Gemüseimporteure sind die Wechselkurse positiv. „Das kann gelegentlich die Preise für Schweizer Produkte unter Druck setzen,“ sagt Marc. Etwa sechzig Prozent des Obstes in Schweizer Supermärkten wird importiert. Bei Gemüse liegt der Prozentsatz bei vierzig Prozent. „Die Schweizer Branche befindet sich in einer Phase struktureller Veränderungen,“ fährt Marc fort. Immer mehr Anbauer übernehmen den Verkauf der Produkte in Eigenregie.“
Anbauverbände wie in der EU gibt es in dem Alpenland nicht. „Unsere Anbauer, Kooperativen und Privathändler sind Zusammenarbeit gewohnt.“

Viel Platz für Exoten
Die Supermarktorganisation Coop möchte so direkt wie möglich bei den Anbauern einkaufen, aber das ist nicht immer möglich. „Dafür muss man auch zwischen den Händlern unterscheiden,“ sagt Andreas. „Ein Apfel- oder Birnenhändler hat beispielsweise einen eigenen Schuppen und Kühlhaus für die Lagerung. Man hat dort die ganze Infrastruktur im Griff.“ Bei anderen Produkten, vor allem bei Gemüse, setzt die Kette auf direkten Einkauf. Hierzu arbeitet Coop mit den einheimischen Anbauverbänden zusammen. Für den Import aus Südeuropa hat der Einzelhändler mit Alifresca eine eigene Einkaufsorganisation in Spanien und Italien.

„Bei den Überseeprodukten arbeiten wir mit festen Importeuren zusammen,“ erklärt Andreas. The Greenery und Valstar sind zwei große niederländische Partner der Coop. Exoten haben einen wichtigen Platz im Sortiment des Schweizer Einzelhändlers. Vor allem in einer internationalen Stadt wie Genf finden sich Babybananen, Pomelos und Passionsfrüchte in den Regalen. „in einer Stadt, die so viele Nationalitäten beherbergt, ist das wichtig,“ fährt Andreas fort. Das Basissortiment an Exoten wird zu Festtagen wie Weihnachten und Ostern um Produkte wie Tamarillo, Kumquat und andere Spezialexoten erweitert. „Die Kategorie wächst schnell, insbesondere Avocados und Mangos.“


Gemüseregal in einem Laden der führenden Supermarktkette Coop Scheiz

Eingeschränkter Schweizer Anbau
Die einheimische Produktion ist verglichen mit der anderer Länder beschränkt. 2016 wurden 374.300 Tonnen Kartoffeln geerntet. Obwohl diese Menge in den Jahren zuvor unter Druck stand, steht dies Produkt dem Produktionsvolumen nach noch immer an der Spitze der Rangfolge. Beim Gemüseanbau folgen nach den Kartoffeln Porree und Rüben (2016: 68.529 Tonnen), Salat und Chicoree (2016: 66.037 Tonnen) sowie Tomaten (2016: 41.965 Tonnen). Äpfel, Birnen, Kirschen, Aprikosen und Weichobst führen der Produktion nach beim Obst die Rangfolge an. Seit 2000 ist das Volumen deutlich gefallen, dennoch sieht man seit 2010 einen Aufwärtstrend bei der Produktion. 2016 erreichte die Produktion 226.487 Tonnen. Der Birnenanbau ist seit 2000 stark zurückgefallen. Wurden im Jahr 2000 noch fast 117.000 Tonnen Birnen geerntet, so waren es 16 Jahre später gerade noch einmal 43.922 Tonnen.

Trotz des begrenzten Volumens ist Local-for-local ein wachsender Trend in dem Alpenstaat. Schweizer Obst und Gemüse hat beim Verbraucher einen hohen Stellenwert. „Das kommt auch durch die ganze Nachhaltigkeits-Diskussion,“ verdeutlicht Andreas den Zusammenhang. „Wir haben zwei Labels für diese Produkte, das eine offizielle für Schweizer Produkte, das andere ist ein eigenes Label für lokale Produkte.“ Der Platz für lokale Produkte lässt das Angebot je nach Supermarkt unterschiedlich ausfallen. „Auch die Qualität ist sehr wichtig. Die Schweizer haben hohen Gehälter und sind daher bereit, für qualitativ gutes Obst mehr zu bezahlen.

Importbeschränkungen
Gemüse wird überall im Land angebaut, außer in den Gebirgszonen. Der Obstanbau konzentriert sich in wenigen Regionen. In der Nähe des Bodensees im Nordosten des Landes und im Wallis in der Nähe der Grenze zu Italien werden unter anderem Kirschen, Aprikosen und Kernobst angebaut. Kirschanbauflächen finden sich auch in der Nähe von Basel, wobei dies Kernobst auch um den Genfer See herum zu finden ist.

Der einheimische Anbau wird durch diverse Importvorkehrungen geschützt. Die Importbeschränkungen sind flexibel und passen sich der Marktsituation an. Wenn es keine einheimische Produktion gibt oder die Nachfrage größer ist als die Produktion, werden die Einfuhrzölle gesenkt. Wenn die lokale Produktion ausreicht, um den Markt in Balance zu halten, ist ein Import nicht möglich. Einige Produkte werden von den Importbeschränkungen ausgenommen. Das gilt beispielsweise für exotische Produkte, Bananen und Ananas, aber auch Spargel, Knoblauch und Pilze können unbeschränkt eingeführt werden.

Die Importbeschränkungen sind gestaffelt wie eine dreistufige Rakete, für jedes Produkt sind sie anders. Es gibt Zeiten, in denen es keine Beschränkungen gibt, Zeiten, in denen der Import beschränkt ist, und schließlich gibt es Zeiten, in denen der Import nicht erlaubt ist. Außerdem wird der Import für einige Produkte detailliert reguliert. Dies gilt unter anderem für Tomaten, wobei zwischen Kirschtomaten, Peretti-Tomaten und runden Tomaten unterschieden wird. Für andere Produkte, so etwa eine Reihe von Kohlsorten, gibt es praktisch das ganze Jahr über Importbeschränkungen. (RM)

Weitere Informationen: