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Frits Popma:

"Mehr Aufmerksamkeit für Innovationen bei der Reifung notwendig"

"Bei der Reifung Innovationen durchzusetzen ist schwierig. Uns wird oft gesagt, die Idee wäre nicht passend oder nicht möglich. Letzteres ist Quatsch," sagt Frits Popma von Popma Fruitexpertise. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung bei der Reifung von Bananen und der Beratung von Firmen ist ihm aufgefallen, dass der Innovation bei der Reifung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, und dass die Betriebe öfter zusammen arbeiten sollten um Reifetechnik zu entwickeln. Laut dem Experten wäre das nicht nur von Vorteil für die Qualität der Bananen, sondern auch für Avocados und Mangos. "Man kann sich nicht entwickeln wenn man nicht offen für Neues ist."

Nach Jahrzehnten der Reifung von Bananen haben wir es immer noch nicht gemeistert?

"Wir haben es definitiv noch nicht gemeistert. Wir wissen noch nicht genug darüber was tatsächlich mit der Banane passiert während des Reifungsprozesses. Die Leute sagen, Bananen seien reif wenn sie gelb sind, aber schmecken sie dann auch am besten? Sich nur auf die Farbe zu konzentrieren ist wichtig, wenn man die Banane malen möchte aber nicht unbedingt beim Reifungsprozess. Eine Banane enthält gut 350 verschiedene Geschmacksrichtungen, aber diese kommen nicht alle zur gleichen Zeit zum Vorschein oder bei der gleichen Temperatur. Wir kennen die ideale Reifungstemperatur für die jeweiligen Geschmacksrichtungen noch nicht."



Wird den möglichen Innovationen bei der Reifung genug Aufmerksamkeit zugebracht?
"Es gibt kein Training für Bananen-Reifer, was die Sache schwierig macht. Außerdem wurde diese Idee an die Supermärkte getragen und die erste Frage war: Was kostet das? Sie sehen oftmals nicht die Vorteile, da sie von ihrem eigenen Standpunkt aus denken und sie nicht weiter entlang der Lieferkette schauen. Wenn man etwas neues vorstellt, dass in einem Zuwachs resultiert ist die erste Reaktion: Das heißt die Verkaufspreise werden kleiner? Aber das ist natürlich nicht wie man Innovation ermöglicht. Man braucht eine Win-Win-Situation. Auch dem Konsumenten gegenüber. Ein Konsument der eine leckere Frucht kauft wird zurück kommen und mehr kaufen. Die Leute denken oft, die gelbe Banane sei gut, aber sie schauen auch nicht auf die Fäule, beispielsweise."

Wie sehen Sie neue Lagertechniken und Innovationen die die Qualität der Bananen verbessern sollen, wie beispielsweise RipeLock oder MaxAroma, die in den letzten Jahren vorgestellt wurden?
"Diese Dinge sind gut für den Markt. Beispielsweise bin ich überzeugt davon, dass RipeLock die Qualität, den Geschmack und die Haltbarkeit verbessert, allerdings zu einem hohen Preis. Der Käufer muss davon überzeugt werden. Die Technik funktioniert aber muss auch verkauft werden. Bei MaxAroma wird der Banane mehr Zeit zum Reifen gegeben, dank Anpassungen in der Software. Die Haltbarkeit und der Geschmack haben sich verbessert, das ist klar. De Laar hat viel Energie in die Entwicklung eines optimalen Programms gesteckt. Jedoch bleibt das System nur ein Zwischenstück zwischen dem Reifer und der Technik."

Mit wachsender Beliebtheit von Ready-to-Eat gibt es vermehrt Fragen zur Reifung von anderen exotischen Früchten, was ist in diesem Bereich auffällig?
"Wir haben nicht genug Zeit zu experimentieren um herauszufinden wie ein Produkt am besten reift. Es gibt keine Schulungen für Reifer, man muss sich einfach einfinden und man schaut was die Person vor einem getan hat. Man sollte diesen Leuten und den Produkten mit denen sie arbeiten mehr Respekt zollen. Obst braucht Zeit um zu reifen. Es wird oft günstig gekauft und muss für viel Geld verkauft werden, der Reifer geht in der Mitte verloren und muss herausfinden wie er das schafft. Der Reifer ist das wichtigste Glied der Kette. Ein Produkt wird zum Beispiel schlechter wenn man es neu verpackt und nicht jeder Verkäufer ist sich dessen bewusst."

Haben sie dafür ein Beispiel?
"Letzten Sommer habe ich für eine Firma in Russland gearbeitet, bei der Mangos gereift werden sollten. Ich sagte damals: Diese Mangos können nicht ausgeliefert werden bis sie reif sind. Das ist was passiert ist und der Container mit Mangos der von diesem Importeur gekauft wurde war in zwei Stunden verkauft. Die reifen Mangos können nun nicht mehr für diesen Händler gelagert werden, aber das ist weil sie die Disziplin haben die Abfolge der Reifung einzuhalten."

"Es gibt gute Reifungsprogramme aber der Reifer kann diese nicht selbst einstellen. Das ist nicht unbedingt ein Problem, man kann eine schöne Anlage aufbauen ohne Hilfe, aber man wird nicht in der Lage sein Bananen zu reifen. Ich war in einer Anlage in Indien, wo die Bananen gekocht aus der Kammer kamen. Ich habe mir die Software angeschaut und festgestellt, dass sie die Parameter falsch eingestellt hatten. In Ländern wie Russland, China und Indien werden europäische Reifungssysteme kopiert aber sie haben nicht alle Informationen. In Indien habe ich eine Reifekammer gesehen in der eine Leiter stand die nirgendwo hin führte. Als ich danach fragte meinten sie: 'Alle Reifekammern in Europa haben Leitern.' Sie bauen die schönsten Kammern aber sie vergessen die wichtigsten Teile. Wir wissen nicht wie viele Kammern in Indien leer stehen, weil das Wissen als zu teuer angesehen wird. Aber das ist okay, letztendlich habe ich auch durch Erfahrung gelernt. Das ist der einzige Weg. Inzwischen hört man etwas mehr auf die Experten. Die Reifekammern in China werden mit westlicher Technologie gebaut und man akzeptiert Rat dort auch eher als in Indien."

Ist es schwieriger exotische Früchte zu reifen als Bananen?
"Mangos werden oft geerntet bevor sie reif sind, so erreicht man nie ready-to-eat. Vor kurzem habe ich von einer Firma gelesen, die die Festigkeit der Mango misst um zu entscheiden ob sie reif sind. Aber wenn ich eine Palette Mangos fallen lasse sind sie auch weich - deswegen aber noch lange nicht reich. Innere und äußere Farbe und Brix müssen gemessen werden. Die optischen Sortierer die das können gibt es bereits aber die Faktoren sind noch nicht ausreichend untersucht."

"Bei Mangos, beispielsweise, verlagert sich die Saison von Peru nach Brasilien nach Senegal, aber wir wissen nicht wie diese speziellen Produkte aus diesen Ländern funktionieren. Man weiß nicht, wie man den richtigen Geschmack für die verschiedenen Mangos archiviert. In der heutigen Zeit wird solchen Dingen weniger Aufmerksamkeit geschenkt, alles muss schnell gehen. Man sagt zwar, das Produkt ist 'ready-to-eat' aber meine Frage ist: Wann?"

"Avocados sind noch komplizierter, weil diese Bäume das Jahr über blühen. Bei Mangos weiß man, die Ernte kann nach 100 Tagen Blüte beginnen und bei Avocados ist es schwieriger ein homogenes Produkt zu bekommen. Hass Avocados können Schwarz sein, aber das ist nicht bei allen Sorten der Fall, und die Frage ist ob die Avocado dann auch reif ist..."

Was muss sich verändern um mit diesen Herausforderungen ordentlich umzugehen?
"In den letzten 30 Jahren habe ich gesehen, dass Training mehr Aufmerksamkeit bekommt, aber es ist wichtig den Leuten zuzuhören die mit dem Produkt arbeiten sobald das Projekt in Gange ist. Es wird immer ein natürliches Produkt blieben. Durch die Lieferkette sieht man wie wenig Raum ist um an solchen Dingen zu arbeiten, wegen Zeit- und Preisdruck. Außerdem ist es die Angst vor dem Unbekannten. Etwas Neues vorzustellen ist immer kompliziert. Als ich vor Jahren für Chiquita gearbeitet habe, waren wir die ersten die Bananen in kontrollierter Atmosphäre transportiert haben, und die Leute reagierten mit: Das passt nicht in unseren Zeitplan. Man muss für neue Dinge offen sein. Wenn man etwas im Reife-Zeitplan verändern möchte ist das oft nicht möglich, warum?"

Die Reifung während des Transportes sollte genauer erforscht werden. Wie lange denken Sie wird das traditionelle Modell der Reifung noch aktuell sein?
"Das ist etwas, was ich in den letzten 30 Jahren schon öfters mal gesehen habe, aber es gibt drei wichtige Einwände. Erstens dauert die Reifung von Bananen sechs Tage. In Containern dauert sich acht. In dieser Periode kann sich das Wetter verändern, und das hat Konsequenzen für die Nachfrage. Wenn das Wetter in den Niederlanden heute mild ist, gehen Bananen gut aber in acht Tagen kann das Wetter eiskalt sein. Ältere Kunden, die viele Bananen kaufen, bleiben dann zuhause und die Verkäufe gehen zurück. Allerdings können Bananen nicht wieder grün gemacht werden. Zweitens wissen die Käufer, dass ein Schiff mit reifen Bananen ankommt und wissen, dass diese nur eine kurze Haltbarkeit haben was wiederum zusätzlichen Druck auf die Preise ausübt. Das letzte Problem ist, dass Lieferungen schwer zu inspizieren sind. Als Reifer muss man sich darauf verlassen was verschiedene Messgeräte einem sagen - man kann schlecht auf hoher See die Türen öffnen und nachschauen."

"Die größten Firmen hatten Pläne eine oder zwei große Reifeanlagen in Europa zu nutzen, aber letztendlich wurde diese Idee auch wieder fallen gelassen. Transportzeiten sind zu lang. Das gleiche gilt für China. Wenn Bananen in Shanghai gereift ankommen und der Transport nach Peking noch vier oder fünf Tage länger dauert, wie schafft man es, dass die Bananen nicht verderben?

Und bei den Verpackungen? Beispielsweise waren Sie an einem Projekt für einen Bananen-Kasten statt Kartons beteiligt. Wie läuft das?
"Das ist aus zwei Gründen eine Sackgasse. Erstens müssen die Kästen an die Plantagen zurück gegeben werden. Zweitens haben die Erzeuger die Befürchtung, dass Krankheiten und Schimmel die Plantagen in den Kästen erreichen könnten. Für ein Projekt in Indien hatte ich den Bananenkasten für den nationalen Markt vorgeschlagen. Das schwierigste ist es einen Fundus aufzubauen, aber viele Parteien finden die Idee gut."

"Andere Firmen wollen aufhören Plastik in den Kartons zu benutzen. Vor ein paar Jahren wurde eine abbaubare Alternative entwickelt, aber dieser Entwickler braucht finanzielle Unterstützung um weiter am Produkt zu arbeiten. Die Firmen wollen jedoch nur das fertige Produkt kaufen und so kam es auch dort zum Stillstand."

Es wurden positive Dinge über TR4 berichtet in den vergangenen Monaten. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
"Kochbananen sind auch anfällig für TR4 und das ist besorgniserregend. Allein in Afrika beruhen die täglichen Mahlzeiten von 400 Millionen Menschen auf diesen Bananen. Was sollen sie essen, wenn keine Bananen mehr angebaut werden können? Resistente Cavendish-Sorten wurden entwickelt aber bisher noch nichts kommerziell gepflanzt. Es ist nur logisch für mich, dass die Qualität des Bodens auch eine Rolle spielt aber erstaunlicherweise darf das im Bananensektor nichts kosten. Ich habe einmal eine Bananenplantage in Südafrika besucht und der Ackerboden war hart wie Stein, weil nie investiert wurde. Das Wasser floss einfach vom Land. Solange die Preise so niedrig bleiben wird niemand investieren. Es ist nicht verwunderlich, dass so viel Kokain zwischen den Bananen angebaut wird - die Bauern können ihre Rechnungen nicht bezahlen und so können sie das ändern."

Niedrige Preise stehen in Europa schon lange zur Debatte, wie ist die Situation in anderen Ländern?
"Ich erinnere mich an eine Doku, die ich vor ein paar Jahren gesehen hatte. Bananen wurden auf dem Markt für 15 Cent pro Kilo verkauft. Viele Kunden kommentierten das. Als sie den Preis auf 2 Euro pro Kilo anhoben kauften die Leute immer noch. In Russland ist es sogar schlimmer. Supermärkte dort nutzen Bananen als Köder, sie werden dort für 40 bis 50 Cent pro Kilo verkauft. Und das bei einem Markt von gut 3,5 Millionen Kisten pro Woche. Die Supermärkte zahlen den Preis dafür; die Verluste durch Bananen sind enorm. China hat zu wenige Bananen für den Markt. Die lokale Produktion und der Import aus den Philippinen und Ecuador reichen nicht aus, deswegen suchen die Importeure nach anderen Herkunftsländern um mehr zu importieren. Die Preise sind dort wesentlich höher."

Könnte Europa deswegen den Status als Exportland der ersten Wahl verlieren?
"In China ist man bereit für Bananen zu zahlen. Das Gesetz der großen Zahlen spielt hier eine Rolle. Wenn zehn Prozent der Chinesen bereit sind mehr für Bananen zu zahlen, ist das mehr als die Hälfte der Europäer. Wir in Europa müssen aufpassen, dass wir nicht die ganze Welt auslaugen. Der Mittelstand in Indien und China wächst rapide und deswegen wird dort mehr Geld für Qualität ausgegeben. Wenn der Markt sich mehr darauf konzentriert könnte Europa ersetzt werden."

Mehr Informationen:
Popma Fruit Expertise
Frits Popma
fwpopma@ziggo.nl
www.popmafruitexpertise.nl
Erscheinungsdatum: