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Der Obst- & Gemüse-Einkauf im Interview:

tegut - Bio-Frische mit Kopf, Herz und Hand

Alexander Auth, André Wagner und Guido Frölich sind Teil des Teams im tegut... Obst- & Gemüse-Einkauf. Hier erzählen Sie über direkte Beziehungen zu den Erzeugern und verraten, was die Marke tegut... Bio für Sie so besonders macht.


Aus dem Team des Obst- & Gemüse-Einkaufs (v.l.) Alexander Auth (AA), André Wagner (AW) und Guido Frölich (GF) sind mit Leidenschaft am Werk

tegut… bietet seit über 35 Jahren Bio-Produkte an und ist ein Pionier auf diesem Gebiet. Mit Brot und Milch in Bio-Qualität hat alles angefangen. Welche waren die ersten Bio-Produkte im Bereich Obst & Gemüse?

Guido Frölich (GF): Vor 35 Jahren gab es noch kein EU-Bio, da gab es nur Bio-Pioniere, die nach den Richtlinien der führenden Anbauverbände Demeter, Bioland oder Naturland gewirtschaftet haben. Unsere ersten Bio-Produkte (Kohl, Salat, Kartoffeln) haben wir über den persönlichen Kontakt zum Biohof Maier aus Mittelfranken bezogen. Damit begann Anfang der 1980er Jahre unsere direkte Zusammenarbeit mit Bio-Lieferanten. Deshalb sind die Liefergemeinschaften aus Franken für uns auch heute noch so wichtig.

Und wie viele Bio-Produkte bietet tegut… mittlerweile im Bereich Obst & Gemüse an?

Alexander Auth (AA): Wenn wir auf das ganze Jahr schauen, dann fallen natürlich auch saisonale Artikel wie Bio-Spargel aus Deutschland oder im Dezember Bio-Weihnachtsbäume darunter. Gesamt sind das ungefähr 230–250 Bio-Produkte pro Jahr im Bereich Obst & Gemüse.

André Wagner (AW): Man muss auch sehen, dass wir pro Produkt unterschiedliche Aufmachungen haben. Bei Eiern gibt es z. B. rund 15 verschiedene Artikelvarianten. Ich würde unser Sortiment auf 180–200 wirklich verschiedene Bio-Produkte schätzen. Gesamt machen die Bio-Produkte vom Umsatzanteil ungefähr 47% aus – also knapp die Hälfte.

Wie läuft denn die Kommunikation zwischen tegut… und den Landwirten ab? Gibt es regelmäßige Treffen oder Telefonate?

AA: Einmal im Jahr haben wir ein großes Treffen mit allen Beteiligten. Anfang Dezember 2017 war das letzte Treffen, bei dem wir die kommende Saison besprochen haben: Wer baut was an und in welchen Mengen? Gibt es Änderungen der Produkte oder neue Richtlinien? Während der Saison sprechen wir telefonisch fast jeden Tag mit den Landwirten und Erzeugern, um Mengen und Qualitäten abzustimmen.

AW: Dabei ist es wichtig, zu trennen, ob es ein Anbau in Deutschland, in Europa oder im außereuropäischen Ausland ist. In Italien kooperieren wir z. B. mit dem Demeter-Betrieb Amico bio – auch für unsere Eigenmarke. Hier pflegen wir ebenfalls den direkten Kontakt z. B. auf Messen oder durch gegenseitige Besuche. Generell streben wir an, jeden Produzenten einmal im Jahr zu besuchen. So findet mindestens ein persönlicher Austausch im Jahr statt: vor Ort auf dem Hof, bei tegut… oder auf Messen.

GF: Es gibt allerdings auch Vertrauenslieferanten, die dazwischen stehen, und bei den größeren Kooperationen kennt man dann vielleicht nicht jeden Vorlieferanten, aber alle wichtigen Hauptlieferanten kennen wir.

AW: Dazu fällt mir in Deutschland Thomas Schwab vom Bioland-Hof Schwab in Remlingen ein. In seinem regionalen Abpack- und Handelsunternehmen Remlinger Rüben GmbH & Co. KG bündelt er die Produkte aus einem Verbund regionaler Erzeuger. Sie liefern ihre Bio-Kartoffeln, -Möhren, -Zwiebeln und -Hokkaido-Kürbisse an die Remlinger Rüben und Thomas Schwab lagert, selektiert und verpackt sie für uns. Durch diese Partnerschaft gelingt es uns als aktuell einziger Lebensmittelhändler in Deutschland 365 Tage deutsche Bio-Kartoffeln anzubieten. Hier erfolgt die Kommunikation beispielsweise mit Thomas Schwab direkt und täglich. Aber auch die Erzeuger der Liefergemeinschaft kennen wir, denn es findet jährlich ein Treffen bei Thomas Schwab statt, bei dem wir auch dabei sind und den persönlichen Kontakt suchen.

Bei dem großen Treffen Anfang Dezember 2017 haben Sie …

AA: … genau, da haben wir bereits das komplette Jahr und alle Mengen geplant. Dort findet auch untereinander eine Diskussion über verschiedene Sorten und die Qualität statt. Beispielsweise haben wir im Dezember über verschiedene Salatsorten und die Möglichkeiten des Anbaus gesprochen. Da ist eine gute Diskussion entstanden.

GF: Es ist auch wichtig, dass wir über eine Fruchtfolge mit den Anbauern sprechen. Denn sie müssen langfristig planen und wissen, was auf sie zukommt. In diesem Zuge sagt auch jeder Landwirt, was für ihn funktioniert und was er anbauen möchte und kann. Das funktioniert einfach nicht ohne eine konkrete Absprache.

Haben die Bauern dann auch ganzjährig Einnahmen?

AW: Die Planung gibt für beide Parteien Sicherheit: Wir stellen die Verkaufsbereitschaft sicher und sie liefern nach der Anbauplanung. So ist es für beide Seiten eine Win-Win-Situation.

Es gibt ja natürlich immer noch das Wetter, das auch manchmal dazwischen kommt. Durch einen Hagelschaden z. B. kann es passieren, dass die Früchte beschädigt werden. Wie geht tegut… mit einer solchen Situation um?

AA: Wenn es zu Witterungsschäden kommt, also zu Hagelschäden, dann ist vielleicht eine Region mehr betroffen als die andere. Bei fast allen Produkten haben wir mehrere Lieferanten, sodass wir dann auf einen anderen ausweichen können. Letztes Jahr hatten wir aber beispielsweise bei allen drei Salat-Lieferanten einen Hagelschaden, sodass wir für drei Wochen keinen Bio-Salat anbieten konnten. Auch das kann passieren.

AW: Wir schützen allerdings auch den Anbau. Beispielsweise bieten wir seit vielen Jahren Äpfel aus Südtirol an. Dort kam es immer wieder zu Problemen mit Hagelschäden und Ernteausfällen, sodass wir uns gefragt haben was man machen kann, um die Äpfel vor Hagel zu schützen. In der Konsequenz haben wir ausreichend viele Obstbauern, die durch Hagelschutznetze ihre Anlagen schützen, um die Warenversorgung zu sichern.

Seit letztem Jahr bietet tegut… eine Gelbe Bete in Bio-Qualität an. Gibt es denn noch mehr regionale oder saisonale Besonderheiten im Markt?

AW: Ich glaube, bei vielen Artikeln sind wir Vorreiter und können viele Besonderheiten anbieten. Letztes Jahr haben wir beispielsweise den Regional-Star mit unseren Bio-Süßkartoffeln aus Deutschland gewonnen (zweiter Platz im Bereich Innovationen). Darauf sind wir sehr stolz und so suchen wir kontinuierlich nach innovativen Produkten. Die Gelbe Bete ist hierfür ein gutes Beispiel: Wir haben gemerkt, dass Rote Bete sehr beliebt ist und deshalb haben wir letztes Jahr die Gelbe Bete erstmals anbauen lassen und schließlich auch erfolgreich angeboten.

AA: Es ist so, dass teilweise tegut… die Ideen für neue Bio-Produkte hat, aber teilweise auch die Landwirte. So haben wir seit kurzem auch den Bio-Delicata-Kürbis im Sortiment, den ein Landwirt ursprünglich für sich selbst angebaut hat. Er kam sehr gut bei unseren Kunden an.

AW: Um das Thema Regionalität anzusprechen: Wir versuchen möglichst viel auf bundeslandebene also in Bayern, Thüringen und Hessen anzubauen. Beispielsweise haben wir seit zwei Jahren in Hessen ein Projekt mit den Bioland-Partnerbetrieben Tollgrün der Brüder Gerhardt und Christoph Knies aus Langgöns-Dornholzhausen und dem Hof Ackerlei von Rebekka und Thomas Zell aus Bruchköbel-Oberissigheim begonnen. Dort lassen wir Bio-Gemüse anbauen, welches direkt in die hessischen Märkte gebracht wird. Da wir aber nicht nur regional, sondern auch nachhaltig wirtschaften möchten, bringt es nichts, jeden Markt einzeln zu beliefern. Unsere tägliche Herausforderung ist deshalb, zu schauen, wo wir Transportwege sparen können. Aus diesem Grund bündeln wir zuerst hier im Lager die Ware und liefern sie dann aus.

Was passiert, wenn die Ware im Lager ankommt?

AA: Die LKWs der Großhändler und die selbstangelieferte Ware der Erzeuger wird am Wareneingang entgegengenommen und auf bestimmte Indikatoren überprüft: was kommt, in welcher Menge und in welcher Verpackungseinheit. Wir vom Einkauf gehen jeden Tag ins Lager und schauen uns die Produkte an. Qualität und auch die Aufmachung, also die Etikettierung, sind dabei wichtig. Dadurch haben wir einen guten Überblick über die Ware, die wir im Lager haben. Sollten wir Mängel feststellen, leiten wir direkt Maßnahmen für den Vertrieb und die Erzeuger ein.

GF: Wir haben allerdings ein reines Umschlagslager. Da bleibt keine Ware lange drin, denn das was rein kommt, geht auch schnell wieder raus.

Was macht denn eigentlich die Marke tegut… Bio so besonders?


AW: Alle tegut… Bio Produkte im Bereich Obst & Gemüse sind Verbandsware. Den größten Anteil davon macht Demeter aus – besonders im deutschen Anbau. Unsere Vertragspartner in Deutschland sind nämlich zu gut 80% Demeter-zertifiziert. Darüber hinaus besteht eben zu jedem Lieferant und Erzeuger für unsere Marke tegut… Bio eine direkte persönliche Beziehung und eine langfristige Partnerschaft. So bringen Landwirte und Erzeuger zu der jährlichen Anbautagung andere Erzeuger mit und machen Werbung für uns.

AA: Schön ist auch, dass die Beziehungen über mehrere Generationen andauern. So haben wir frühermit den Eltern zusammengearbeitet und heute ist es schon die nächste Generation.

GF: Für uns ist auch das gegenseitige Verständnis wichtig. Denn die Landwirte, die nach einem Bio-Anbauverband wirtschaften, verstehen auch, wie wir von tegut… arbeiten. Da ist der gleiche Grundherzschlag da.

AW: Durch die strengen Vorgaben der Verbandsrichtlinien ist tegut… Bio für uns das Krönchen, das jeder Lieferant bekommen kann. Erst wenn sich jemand über Jahre etabliert hat und die Qualität durchgängig ausgezeichnet ist, darf er seine Ware unter der tegut… Eigenmarke anbieten. Bei vielen Bio-Anbauern und -Lieferanten sind wir auch deshalb so begehrt, weil unser Bio-Anteil im Markt so hoch ist. Neben uns gibt es nur Fachmärkte oder ausgewählte Bio-Märkte, die einen noch höheren Anteil haben. Aber gerade ein Handelsunternehmen, das im Bio-Obst- & Gemüse-Bereich einen Umsatzanteil von knapp 50% hat, das hat einfach eine Sonderstellung. Deshalb ist auch das Interesse groß, ein Teil davon zu sein. Gerade für die Zukunft ist es eine Herausforderung, die Rohstoffe zu sichern. Das Gute, was wir haben, möchten wir sichern und weiter ausbauen. Besonders stolz sind wir auf die tegut… fairbindet Bio Bananen, die wir seit Oktober 2017 als erste im Lebensmitteleinzelhandel in Demeter-Qualität anbieten können.

Zu guter Letzt: Was macht denn Bio für Sie persönlich besonders?

AA: Für mich war ein Besuch in Italien bei unserem Demeter-Partner Amico bio sehr prägend. Denn dort habe ich gesehen, mit welcher Leidenschaft die Menschen dahinter stehen und was Bio wirklich ausmacht. Die Menschen produzieren gute und gesunde Lebensmittel die gut für den Menschen und für die Natur sind. Sie bauen wirklich mit Kopf, Herz und Hand an.

AW: Dem kann ich mich nur anschließen. Denn ich sehe es auch so, dass durch den Bio-Anbau der Boden geschützt wird und das merken wir Verbraucher auch im Geschmack und den guten Produkten. Wenn man durch den persönlichen Kontakt mit dem Verbraucher sieht, wie die Produkte gewachsen sind, dann denkt man ganz anders über die Produkte. Wenn ich im Laden die Wahl zwischen konventionell und Bio habe, werde ich mich immer für Bio entscheiden. Denn durch den Kauf von Bio-Produkten tue ich nicht nur mir, sondern auch der Umwelt etwas Gutes.

GF: Für mich ist am wichtigsten, dass Bio eine Gesamtbetrachtung ist. Diese Gesamtbetrachtung führt dann dazu, dass man Komplexes vereinfacht und Grundsätzliches festlegt. Das führt für mich auch dazu, dass Bio einer der wenigen Wege ist, die eine wirkliche Verbesserung bringen. Das liegt daran, dass man nicht davon ausgeht, dass man schon gleich alles richtig macht, sondern dass man beschreibt, wie man es besser machen kann. Das sind die nachhaltigsten Wege damit umzugehen.

Quelle: tegut

Erscheinungsdatum: