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Bio: Gesund, aber in Maßen

Biologisch angebautem Obst und Gemüse werden regelmäßig Vorteile für die Gesundheit zugeschrieben. Werden die Produkte dieser Annahme tatsächlich gerecht, und können die Vorteile wissenschaftlich belegt werden, oder ist es nur das Werk eines guten Marketing-Teams? FreshPlaza hat sich nun tiefer in die Literatur geforscht und zwei oftmals verwendete Gesundheitsansprüche überprüft.



Aussage 1: Bio ist reicher an wichtigen Nährstoffen
Die Unterschiede zwischen biologisch-angebautem und konventionellem Gemüse ist für das bloße Auge nicht zu erkennen. Man kann die Unterschiede in der Anbauweise nicht am Geruch oder Geschmack erkennen. Der Nährstoffgehalt ist ein besserer Ausgangspunkt für Untersuchungen. In einer Episode der niederländischen Fernsehsendung Broodje Gezond, welche im Mai des letzten Jahres ausgestrahlt wurde, schaute Wijnand Sukkel, ein Forscher der Biodynamischen Landwirtschaft an der WUR etwas genauer hin: Sind Bio-Produkte reicher an gesundheitsfördernden Nährstoffen?

Sein Ergebnis: Es gibt definitiv Unterschiede bei der Anzahl von aktiven Pflanzensubstanzen. Zum Beispiel, erklärt er, enthalte Bio-Gemüse mehr Antioxidationsmittel. Diese schützen den Körper gegen freie Radikale, also schädliche Substanzen welche die Zellstruktur stören und Gewebe beschädigen. Diese Antioxidationsaspekte der Polyphenole werden oft mit einem gesenkten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in Verbindung gesetzt.

Frühere Studien hatten festgestellt, dass es einen höheren Gehalt von wichtigen Nährstoffen in biologischen Lebensmitteln zu geben scheint. Im März 2008 veröffentlichte das American Organic Center einen Bericht in dem die Nährstoffzusammensetzung in biologischen und konventionellen Gemüsen verglichen wurde. Die Daten die dafür genutzt wurden, reichten bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. In der Studie wurden 135 Produkte verglichen. In 62% der Fälle wurden im organischen Produkt mehr Antioxidationsmittel, Vitamine und Minerale festgestellt. Allerdings scheinen diese Ergebnisse stark von Produkt und Region des Anbaus abzuhängen. In einer Illustration im gleichen Jahr, zeigt eine dänische Publikation, dass es kaum einen Unterschied bei den Mineralen bei Kohl, Karotten, Erbsen und Kartoffeln gäbe. In einigen Aspekten sprachen die Ergebnisse sogar für die konventionellen Methoden.

Lebensmittelexperten sind sich praktisch einig darüber, dass Bio-Gemüse bis zu 20% mehr Trockensubstanz enthält. Aufgrund der niedrigeren Feuchtigkeit gruppieren sich die Nährstoffe in Relation kompakter. Letztendlich bedeutet dies einen höheren Nährstoffgehalt von Bio-Sorten im Vergleich zu Konventionellen. Fakt bleibt, bei 20% höherem Verzehr von konventionellem Gemüse wäre der gleiche Stand erreicht.

Amerikanische Forscher, zusammen mit der Universität von New Jersey, warnen vor einem exzessiven Verzehr, da eine zu hohe Dosis ein Leberversagen verursachen könnte. Die Wissenschaft würde also mehr davon profitieren die Frage der gesunden Nährstoffe eher auf eine gesunde Balance zu verlagern. Die Trennlinie zwischen den Fronten ist nur sehr schmal: Ein positiver Effekt auf den menschlichen Körper kann sehr schnell, durch exzessive Nutzung, zu einem negativen werden. Die optimale Balance - und ob biologische und konventionelle Lebensmittel einander unterstützen können - ist nach wie vor ein Streitthema der wissenschaftlichen Literatur.

Aussage 2: Bio enthält weniger Schadstoffe
Die Diskussion über Kontaminanten, oder Substanzen die unabsichtlich im Produkt enden, konzentriert sich mehr auf die Anwesenheit von Pestiziden, Pilzgiften und anderen Verschmutzungen aus der Umwelt, so wie Schwermetalle und Nitrate.

Sowohl europäische als auch amerikanische Forschungsergebnisse bestätigen niedrigere Werte von Pestizidrückständen in den Körpern von Menschen die Bio-Produkte verzehren. In einer amerikanischen Studie wurden 4 466 Amerikanern Fragebögen vorgelegt, die das Essverhalten mit dem Konsum von organischen Lebensmitteln in Verbindung brachte. Außerdem wurden Urinproben von allen Teilnehmern genommen. Im Durchschnitt hatten Teilnehmer mit Bio-Produkten in der Ernährung 65% weniger Pestizide in ihrem Urin. Diese Resultate wurden in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht. Trotzdem haben die gleichen Forscher ebenso betont, das Konsumenten von rein konventionellem Obst und Gemüse nicht viel schlechter dran sind. Die beobachteten Rückstände lagen innerhalb der legalen Standards.

Die Meinungen scheiden sich beim Gehalt von Nitraten in Bio-Gemüse. Im Schnitt enthalten diese weniger Nitrat als konventionelle Gemüsesorten. Jedoch gibt es einige Höchstwerte. Eine niederländische Beobachtungs-Studie des wissenschaftlichen Journals Food Additives & Contaminants aus dem Jahr 2008, zum Beispiel, fand herhaus, dass Bio-Karotten mehr Nitrat enthielten als konventionelle Karotten.

Man war lange der Meinung, dass Bioprodukte mehr antimykotische Substanzen entwickeln müssen um sich vor Eindringlingen zu schützen, da Pestizide keine Option sind, und sie sich daher auf ihren "Überlebensinstinkt" verlassen müssen. Das Louis Bolk Institut lässt auf genau das Gegenteil schließen. In der Publikation 'Lebensmittelqualität, Sicherheit und Gesundheit von Organischen Produkten' wird von "klaren Anzeichen, dass Bioprodukte auf längere Zeit weniger antifungielle Substanzen enthalten als konventionelle Produkte," gesprochen.

Ein Faktor ist, dass Pflanzen mit einer niedrigen Anfälligkeit für Pilze in der biologischen Landwirtschaft bevorzugt werden. Die Forscher sind außerdem der Meinung, klimatologische Gegebenheiten und die Anbauregion haben einen größeren Einfluss auf die Bildung von Mycotoxinen als die Anbaumethode selbst.

Der gleiche Bericht ist ebenso resolut bei den Behauptungen über das Vorhandensein oder Fehlen von Umwelt-Kontaminanten in Bio-Kartoffeln und Gemüse. "Es gibt keine Indikation eines erhöhten Gehalts von Schwermetallen. Es gibt gelegentlich leicht erhöhte Blei-Werte, aber auch diese Werte liegen weit unter der Norm," wird abschließend berichtet.

Allerdings wurde im August 2016 in den Niederlanden von einem exzessiven und unautorisierten Einsatz von Kupfer beim Anbau von Bio-Kartoffeln berichtet. Die Frage ob der Anspruch in diesem Licht seine Richtigkeit behält.

Der Pilz Phytophthora Infestans war im letzten Sommer sehr aktiv, und einige Erzeuger waren gezwungen Kupfer Oxichloride einzusetzen, da sie sonst über die Hälfte ihrer Erträge verloren hätte. Jedoch dürfen Kupferoxide seit dem Jahr 2000 nicht mehr als Pestizid genutzt werden, nur als Dünger für Blätter und nur sehr begrenzt (6kg pro Hektar). Supervisor Skal bemerkte jedoch die Benutzung der Substanz unter falschen Vorwänden, und sprach dabei sogar von Missbrauch.

Nuancierung notwendig

Die Behauptungen zu förderlichen Eigenschaften biologischer, frischer Lebensmittel, hängen weiterhin stark von Produktgruppe, Sorte, Düngung, Erntezeit und den Konditionen nach der Ernte ab. Umweltfaktoren wie die Anbaugegend, die Art der Erde und das Wetter haben ebenso einen Einfluss auf das Vorhandensein oder Ausbleiben von wichtigen Nährstoffen oder Schadstoffen.
Erscheinungsdatum: